Sonstige Sealed With A Kiss

Dieses Thema im Forum "Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Berlin" wurde erstellt von Elskhuga, 11. September 2020.

  1. Elskhuga

    Elskhuga Präfect

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    Vor Dreivierteljahresfrist, als das Virus noch ein blödes Gerücht aus China war, hab ich mal meine guten Vorsätze für 2020 aufgeschrieben. Gute Vorsätze... :cool:
    Mit der Horizonterweiterung im Club Globe ist wenigstens einer meiner guten Vorsätze abgearbeitet - angesichts der Seuche keine schlechte Quote, finde ich. Ein weiterer dieser Vorsätze ist ebenfalls abgehakt - dazu sind in einer der wenigen noch folgenden Fortsetzungen ein paar Insider versteckt :D. Ja, allen Ernstes: Ihr habt es bald geschafft :D Doch bevor es ans Verstecken, Suchen und Finden geht, schmökert Euch erst einmal durch die...


    *** 17. Fortsetzung ***

    15. September 2020, Albis
    Das Handy. Nicht das Nuttenhandy, das hab ich daheim gelassen, das gute, private. Eine Mail von Danuta.

    Bitte treffen wir uns vor dem HBF in Zürich von dem großen Eingang
    Hm. Warum unbedingt am Eingang? Warum soll ich sie nicht vom Bus abholen? Ich tippe eine Antwort. Ich liebe die Schweiz, da hat man auch im Berg überall Netz.
    Der HB ist groß und hat viele Eingänge und es wird gebaut. Das geht schief :) Vorschlag: wir treffen uns am Reisezentrum der SBB - da, wo man auch Geld umtauschen kann (Geldwechsel / Exchange). Ich kann aber auch zum Bus am Sihlquai kommen.
    Weiter gehts. Es ist gut warm für Mitte September. Schon wieder das Handy: Danuta.
    Okay sbb ... wir finden uns ...

    Gut. Ich soll sie also nicht vom Bus abholen. Aber ich werde es trotzdem machen. Überraschung… :p

    Später noch einmal das Handy. Der Bus von München ist mit Verspätung abgefahren. Richtig, ich hatte ihr ja das Ticket gekauft und bekomme jetzt die Verspätungsmeldungen. Ich wusste gar nicht, dass die Die Bahn sogar Echtzeit für ihre Busse hat. Was es nicht alles gibt… Perfekt. Da kann ich die Abholung von Danuta nachher prima timen.

    Und jetzt sollte ich langsam daran denken, abzusteigen. Am besten zur Straßenbahn am Albisguetli, da kann ich auf dem Rückweg noch am Zürcher HB aussteigen und dort nach einem Blumenladen schauen. Und für den leeren Magen findet sich sicher ein Brezel-König.

    15. September 2020, ZH, Europaallee
    Ich hab gut Zeit. Danutas Bus soll, wenn die Verspätungsmeldungen stimmen, jetzt 20 Minuten zu spät sein. Tiefenentspannt schlürfe ich meinen Café Latte und beobachte das Treiben auf der Europaallee. Viele junge Leute sind unterwegs, viele junge Frauen. Eine Endzwanzigerin, zwei Tische entfernt von mir, mustert mich neugierig.

    Ja, ich sehe gut aus für mein Alter :D.
    Ja, ich strahle vermutlich rundum Zufriedenheit aus :). Ich hab gestern im Club Globe gefickt, und in einer Stunde halte ich mein SugarBabe Danuta im Arm.

    Langsam sollte ich mich jetzt aber trollen…

    15. September 2020, ZH, Shopville
    Hier war doch irgendwo der Blume 3000? Das Handy. Danuta, wenn Du mir mitteilen möchtest, dass Du nicht pünktlich sein wirst… weiß ich doch schon, Deutsche Bahn macht’s möglich.

    Ich warte vor dem SBB Office unter dem Engel

    Wie bitte? Wie geht das denn? Gut, keine Blumen. Wenn ich da vorn die Rolltreppe nach oben nehme, müsste ich um die Ecke vom Reisezentrum der SBB an die Oberfläche kommen. Scheiß Deutsche Bahn. Nicht mal Verspätung können die richtig.

    Das Handy vibriert. Eine Verspätungsmeldung der Deutschen Bahn: Der Bus wäre jetzt 29 Minuten spät. Witzbolde… der Bus ist doch schon längst angekommen!

    15. September 2020, ZH, Bahnhofshalle
    Hm. Welcher Engel? Hier gibt’s keinen Engel. Vielleicht im Reisezentrum drinnen? Ich werfe einen Blick hinein… Ah, da ist sie! Danuta diskutiert an einem Schalter, dreht sich um, als ich ihren Namen rufe, eilt zu mir.
    „Hey, Sweetie!“

    Küsschen.
    „Du bist zu früh!“
    „Nein, Du bist zu spät.“

    Sie schüttelt den Kopf. Na gut. Wenn die Deutsche Bahn nicht mal Verspätung korrekt beherrscht... Wo um alles in der Welt ist übrigens der bewusste Engel? Danuta deutet auf ein unter der Decke der Bahnhofshalle angebrachtes - vermutlich - Kunstwerk und entschuldigt sich sodann, sie müsse am Schalter noch was klären. Bittesehr… Ich warte hier, okay?

    Es dauert. Danuta lässt sich Zeit am Schalter. Wieder das Handy: Der Bus wäre jetzt angekommen, mit 20 Minuten Verspätung.

    Langsam wird mir klar: Danuta verarscht mich.
    Langsam wird mir klar: Danuta hatte ein Date. In Zürich. Und damit sie das Date machen kann, hab ich Kopfstände gemacht, mit Terminen jongliert, einen Gefallen bei Kollegen eingefordert.
    Boah… Das ist übel.

    Zwar hab ich den Briefumschlag mit dem Geld für sie schon im Hotel deponiert, aber ich hab immer noch ausreichend Euro dabei. Ich kann sie hier und jetzt bezahlen, mich umdrehen und sie stehenlassen wie bestellt und nicht abgeholt. Nicht abgeholt? Oh, ich wollte sie vom Bus abholen, so ist es nicht.

    Ich muss im Rucksack kramen, also kniee ich mich hin. Mich treffen irritierte Blicke - ein älterer Mann, der mit einem Bündel Euroscheine herumhantiert, scheint selbst im Zürcher Hauptbahnhof kein alltägliches Bild zu sein.

    *** Fortsetzung folgt ***
     
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  2. PargeLenis

    PargeLenis Legionär

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    ... Schlitzohr die gute Danuta:D und Geschäftstüchtig ;)
     
  3. Elskhuga

    Elskhuga Präfect

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    Verkürzen wir das doch einfach auf die griffige Formel *Bauernschlaues Luder* :cool: - Und dennoch: Ona jest taka cudowna, niewinna i słodka. :rolleyes: Doch bevor ihr einen Polnischkurs bucht, hier rasch noch die...


    *** 18. Fortsetzung ***

    Hab ich eine Briefklammer, einen Umschlag, einen Gummi, irgendwas, mit dem ich die Scheine zusammenhalten und ihr in die Hand drücken kann? Aus dem Augenwinkel ahne ich mehr, als das ich es sehen würde: Danuta kommt herbei. Rasch wende ich mich ab und stopfe die Geldscheine in den Rucksack.
    „Was ist? Alles gut?“

    Nicht ist gut. Du verarschst mich.
    „Ja, klar. Wir müssen zur S-Bahn, kommst Du?“

    Das Date in Zürich: Der Abend
    Ich tausche das weiße T-Shirt gegen ein Poloshirt in anthrazit, schlüpfe aus meiner hellen 511 und steige in eine dunkelblaue Levi’s.
    „Ziehst Du Dich noch um?“

    Sie gähnt.
    „Nein, ich bleibe so. Wir sitzen im Garten, hast Du gesagt.“
    „Oh, Du bist müde.“

    Das Date war wohl sehr anstrengend. Vielleicht hat er sie die ganze Nacht beglückt. Wie einfach hat sie es da mit mir.
    „Schlecht geschlafen. Jede Stunde aufgewacht.“

    Ich verkneife mir ein Grinsen. Soso, er wollte Dich immer wieder aufs Neue ficken, die ganze Nacht hindurch. Oh, ich gönne es Dir.
    „Gehen wir?“

    Das Essen war preiswert und gut. Kein Witz: eines der besten thailändischen Restaurants außerhalb Thailands, das ich kenne, und die Rechnung blieb unter 100 Stutz. Kein Wein, nur Wasser.

    Ich kann Emotionen gut verstecken, wenn ich es will. Danuta wird nicht mitbekommen haben, dass ich stinksauer bin. Soll sie auch nicht. Wir steigen aus dem Bus, der uns zurück zum Hotel gebracht hat.
    „Magst Du noch ein Eis?“
    „Ich weiß nicht…“
    „Komm… das ist doch fast schon Tradition.“

    Arm in Arm, lachend, stürmen wir den Coop wie zwei verliebte Teenies.

    Als wir im Hotel ankommen, ist das Eis verputzt. Die Luft ist mild, es ist fast wie in einer lauen Sommernacht.
    „Machst Du uns einen Kaffee?“
    „Geht nicht. Wir haben keine Kaffeemaschine im Zimmer.“

    Und auch keinen Wasserkocher. Soll man in der Schweiz, zumal in Zürich, in Viersternehäusern auch nicht unbedingt erwarten. Aber…
    „Lass uns schauen, ob wir an der Bar noch einen Espresso bekommen.“

    Wir bekommen unseren Espresso. Nur ein weiterer Tisch ist besetzt, es ist zum Heulen und zum Fürchten gleichzeitig.
    „Haben Sie eingecheckt?“

    Der Barkeeper deutet auf den Barcode, der auf den Tisch laminiert ist. Ich nicke.
    „SMS bekommen und bestätigt.“
    „Muss ich kontrollieren. Bitte. Tut mir leid.“

    Widerwillig halte ich dem Barkeeper mein Handy hin.

    Wenn das alles vorbei ist, werden wir zu tun haben, uns unsere Bürgerrechte wieder zurückzuholen.

    Das Date in Zürich: Die Nacht
    Die üblichen Prälimarien. Sie macht sich keine Mühe mehr, ihren Luxuskörper fürs Bett zu verpacken. Sie hat keine Scheu mehr, ihre Möse vor meinen Augen zu waschen. Wir haben uns irgendwie aneinander gewöhnt.

    Und ich Idiot dachte, wir hätten uns nicht nur aneinander gewöhnt, sondern würden einander schätzen und respektieren.

    Mal sehen, ob sie gleich im Bett auch müde ist.

    Eine Stunde später kniet Danuta über mir, stützt sich mit den Händen an der Wand ab, drückt mir ihr Vergnügungszentrum auf das Gesicht. Ich lecke sie. Ich hab gelernt, dass sie es intensiv braucht und verlangt. Sie hat heute Geduld mit mir, das ist selten. Hat ihr Date in der letzten Nacht nicht gehalten, was es versprochen hat?

    Danuta verändert ihre Position, richtet den Oberkörper ein wenig auf, stabilisiert ihre Haltung. Mit ihren Händen legt sie jetzt das Innerste ihres Vergnügungszentrums frei. Oh mein Gott… Dann kümmere ich mich mal um das Innerste.

    Sie verbirgt ihre Reaktionen nicht vor mir. Ich hab Spass daran, ihre Reaktionen zu spüren. Ich hab Spass daran, ihre Reaktionen zu kontrollieren.

    Nein, so schnell lasse ich Dich nicht über die Klippe! Immer wieder spüre ich, wie sich ihre Muskeln anspannen, beginnen, zu zittern. Immer wieder vermindere ich dann meine Bemühungen.

    Sie hat immer noch Geduld mit mir. Mal sehen, wann sie genug von diesem Spiel hat, dessen Regeln ich jedenfalls in diesem Moment bestimme.

    Irgendwann hat sie genug von diesem Spiel. Ihre Hände sind ja schon passend platziert…

    Danuta greift schließlich zur Selbsthilfe. Auch recht - denn das schaut aus meiner Perspektive richtig edel aus. Sie presst ihre linke Hand auf ihre rechte Brust - da helfe ich doch gern mit. Meine Zunge lasse ich derweil über ihre Schamlippen wandern, ein paar Schläge ihrer heftig arbeitenden Hand muss ich dabei einstecken - egal.

    Sie braucht nicht lange. Logisch, ich hab ja gut vorgearbeitet. Für ihre Verhältnisse laut kommt sie über die Klippe.

    Mein Gesicht gibt sie dennoch nicht frei. Oh, man möchte nachkuscheln? Sehr gern doch… Oder soll ich mit der Zunge an der Stelle weitermachen, an der sie aufgehört hat?

    Hm. War wohl doch keine so gute Idee. Sie steigt ab, macht sich neben mir lang. Ihre Arme angeln nach mir, sie zieht mich zu sich. Sie nimmt sich einen Kuss, und was für einen! Nein, dieser Orgasmus war definitiv kein Fake.

    Ich staune immer wieder, wie schnell sie umschaltet. Sie schlüpft zwischen meine Beine - Zeit für Zärtlichkeiten verschwendet sie heute nacht nicht. Der Blowjob, den sie mir verpasst, hat sich gewaschen. Ich bremse mich nicht, ich gebe mich hin. Die Fontäne, die sie mir am Ende mit der Hand entlockt, ist beachtlich. Mein letzter Abgang ist gerade mal eine gute Stunde her.
    „Wow, so viel!“

    Ja, ich staune auch. Immerhin war ich in der letzten Nacht im Club Globe.

    Ich bemerke, dass ich nicht mehr *Siebzehn* bin. Ich bin müde. Wir sollten schlafen.

    Das Date in Zürich: Der Morgen
    Wir sitzen beim Frühstück. Sie hat Dinge geordert, nach denen ich nie im Leben gefragt hätte - aber einer attraktiven Frau wird in dieser Welt fast jeder Wunsch erfüllt. Unsere Nacht war kurz, wortlos schlürfen wir unseren ersten Kaffee. Danuta gähnt.
    „Habe ich schlecht geschlafen in der Nacht davor. Jede Stunde war ich wach.“

    Hat Dich Dein SD so oft geweckt? Wollte er so oft was von Dir? Ich verkneife mir ein schadenfreudiges Grinsen. Wie gut hast Du es doch mit mir…
    „Aber Du konntest doch gestern im Bus schlafen?“

    Noch eine Chance für sie, mit der Wahrheit herauszurücken, was auch immer denn die Wahrheit sein mag. Aber sie ergreift die Chance nicht. Keine Reaktion. Sie schaut den Zügen nach, die auf den Gleisen hinter der Straße vorbeirollen, einer nach dem anderen, wie ein Uhrwerk.
    „Na, egal. Ich bestell nochmal Kaffee?“

    Sie kommt durch. Immer. Sie bekommt, was sie will. Immer. Immer?

    Wenn ich nicht wüsste, dass Du mich verarschst, immer wieder, immer wieder aufs Neue - ich würde Dir abnehmen, dass Du mich wirklich magst. Ohne zu zögern, ohne nachzudenken. *Aber ich denke nach.* Ich denke zuviel, ich weiß.

    16. September 2020, ZRH
    Das Köfferchen ist abgegeben, jetzt trennen sich unsere Wege. Sie hat noch zu tun in Zürich. Ich denke, sie wird heute oder morgen einen Typen daten, einen Anwalt, den sie in irgendeiner Singlebörse aufgetan hat, sie hatte mir sein Foto gezeigt. Angeblich mit Haus an der Goldküste, immerhin, könnte sich also lohnen.
    „Wenn voll ist an der Security…“
    „Ich kann auch nach oben gehen, ich weiß. Aber es wird keine Schlange geben.“

    Und so ist es dann auch.

    Boarding completed. Noch vor dem Pushback bin ich entschlummert.

    16. September 2020, HomeOffice
    Zeit, die Sache mit Danuta zu beenden. Sie hat mich einmal zu oft verarscht. Kein Anruf, keine SMS, eine E-Mail:

    Gestern nachmittag saß ich bei Starbucks in der Europaallee und trank Kaffee. Ich hatte Zeit. Ich wollte auch noch Blumen für Dich besorgen. Auf einmal schreibst Du mir, dass Du schon auf mich wartest. Wie konnte das sein? Der Bus von München nach Zürich hatte schließlich eine halbe Stunde Verspätung.
    Die Show gestern im Bett war richtig gut. Ein perfekter Abschluss. Danke.
    Bitte keine Anrufe, keine SMS.

    Geschafft.

    Bisschen früh für Bier. Ach, egal.

    *** Fortsetzung folgt ***
     
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  4. Elskhuga

    Elskhuga Präfect

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    *** 19. Fortsetzung ***

    17. September 2020, HomeOffice
    Ich bin gelernter Ossi, bei mir öffnet auch das HomeOffice zeitig. Eine Mail von Danuta springt mich nachgerade an, kaum, dass ich den Mailclient geöffnet habe. Immerhin, sie respektiert meinen Wunsch: keine Anrufe, keine SMS.

    Es stimmt dass gestern nicht aus München gefahren bin und ich hatte es auch dir gestern oder heute nicht gesagt ... Ich hatte für unser Treffen aus meinem Geld einen Flug gebucht damit ich für dich in Zürich bin ..

    Wie bitte? Sie war gar nicht in München, sondern ist von Berlin geflogen? Warum um alles in der Welt macht sie so ein Geheimnis daraus? Der Flugplan ist übersichtlich und schnell gecheckt. Könnte passen.

    Aber warum hat mir die dumme Nuss das nicht ganz einfach gesagt?

    Danuta legt später am Tag nach. Noch eine Mail. Sie respektiert meinen Wunsch immer noch: keine Anrufe, keine SMS.

    Als ich dich in Zürich getroffen hatte hatte ich nicht gesagt dass ich geflogen bin ... weil es nicht wichtig war .. ich wollte dich nicht enttäuschen nach dem was du für mich gemacht hast ... ich war pünktlich und ich habe dich nicht enttäuscht .. darum verstehe nicht warum du mir geschrieben hast dass ich mich nicht melden soll ...

    Das verstehst *Du* nicht? *Ich* verstehe nicht, was es daran nicht zu verstehen gibt.

    18. September 2020, Home Office
    Sie versteht nicht, warum ich nicht verstehe, dass sie nicht versteht. Oder so. Ich hatte ihr das Ganze noch einmal auseinandergesetzt, in einfachen Worten - immerhin ist Deutsch nicht ihre Muttersprache. Was bekomme ich als Antwort?

    Elskhuga ich fliege heute direkt nach Berlin. sag mir bitte ob wir uns in Berlin treffen wollen .. ich wünsche Dir einen schönen Tag ...

    Ignorantes Luder. Nein, ich will Dich nicht treffen.

    Ich schalte das Nuttentelefon aus und krame meine Siebensachen zusammen, alles, was man halt im Puff so braucht. Im Moment, liebe Danuta, bist Du mein kleineres Problem. Ich will nach Berlin ins Artemis. Ich *muss* nach Berlin ins Artemis.

    18. September 2020, Halenseestraße
    Fahrraddemo. Ein paar hundert Radfahrer legen den Berliner Westen mehr oder weniger komplett lahm, verkehrstechnisch. Von der Masurenallee einmal rund um den Kreisel Rathenauplatz in 45 Minuten... Mit laufendem Motor, versteht sich. Das Klima, für das sich die Ökoterroristen namens Freitag für Zukunft zu engagieren vorgeben, sagt laut und vernehmlich "Danke!".

    Dann, nach diesen 45 Minuten, hab ich die Einfahrt zum Artemis fast schon in Sichtweite... doch ein blaulichtfunkelndes Polizeiauto macht die Weiterfahrt auf der Halenseestraße unmöglich.

    Schon wieder eine Razzia im Artemis, und ich nicht dabei? Geht gar nicht. Ich muss dabeisein! Also lenke ich den Heizölturbo auf den Fußweg, setze den Warnblinker. Steige aus, gehe zum Blaulichtfunkler. Baue mich vor der Fahrertür auf. Das Fenster fährt herunter.
    "Was los?"
    "Kann ich hier echt nicht vorbei? Ich will ins Artemis."
    "Ich kann Sie durchlassen. Aber wann sie vorn rauskommen, weiß ich nicht."

    Na, ich will ja nicht gleich in zehn Minuten wieder los...
    "Ich fahre mal ein Stück vor."

    Perfekt! Da meckere noch einer über die Berliner Polizei.

    18. September 2020, FKK Artemis
    Der Parkplatz gähnend leer. Doch keine Razzia. Ich rangiere den Heizölturbo sorgfältig ein, sammele meine Siebensachen ein und…

    Kaum aus dem Heizölturbo ausgestiegen, werde ich bedroht. Mit einer Waffe! Ich bin derart verstört, dass ich meine militärische Grundausbildung vergesse, mich nicht fallen lasse, nicht in Stellung gehe: *In sich gerade, schräg zum Ziel…*

    Das Ziel ist die verspiegelte Tür. Und da geh ich durch, Waffe hin, Waffe her. Die Waffe ist es letztlich, die mir die verspiegelte Türe öffnet: Körpertemperatur im grünen Bereich. Ich werde an der Pforte herzlich begrüsst, und ein Stück weit ist es wirklich wie *nach-Hause-kommen*. Ein schönes Gefühl.

    An die Rezeptionista kann ich mich nicht erinnern, aber das muss nichts bedeuten: ich war schließlich mehr als ein halbes Jahr nicht hier. Offenbar ist ihr aber aufgefallen, dass ich halbwegs vertraut am Corona-Tisch mit der Obersten Heeresleitung parliert hab, will sagen: die Erstbesucherfrage blieb mir erspart. Schade eigentlich, das wäre doch echt mal der amtliche Beweis gewesen, dass ich hier kein Stammgast bin, war, sein werde.

    Ich zähle den Obolus auf den Tisch und weise den angebotenen Schlüssel zurück. Ich bin kein Stammgast, aber kenne ich mich trotzdem ein kleines bisschen aus. Mein konkreter Spindwunsch wird mir dann auch erfüllt.

    Nach den üblichen Prälimarien einmal quer durch den Blauen Salon. Schon komisch… durch die fehlenden Barhocker wirkt der Trampelpfad gar nicht mehr wie ein Trampelpfad. Die Frauen hocken auf den Sofas an selbigem und halten Palaver, denn an Gästen ist nicht viel im Raum. Ich eile an Katja vorbei, die auf einem der Sofas auf dem Weg zur Küche lungert, und fange ihren erstaunten Blick auf. Ja, Mädchen: ihr Huren kommt alle wieder, wir Freier kommen alle wieder. Tatsächlich hab ich Minuten später draußen am Pool das Gefühl, dass ich jeden einzelnen der Kollegen dort schon mal hier gesehen habe. Angesichts meines nicht vorhandenen Personengedächtnisses ist das durchaus eine Aussage von Gewicht.

    Dann folge ich mal meinem Ritual: Sauna, Pool, Sauna…

    In der Sauna hockend und schwitzend - erst die zweite Runde macht mir wirklich Freude - fällt mir auf: Es lassen sich immer wieder Frauen auf der Terrasse sehen. Logisch, drinnen dürften sich nicht viele Gäste tummeln.

    Im Pool meine Bahnen ziehend - die zweite Runde im Pool macht mir genauso Spaß wie die erste - fällt mir auf: Oben an der Treppe steht eine Frau und mustert, ihre Augen mit der Hand gegen die Sonne abschirmend, den Pool - also mich, denn außer mir ist niemand drinnen. Ich hab die Glotzkorken abgesetzt, normal, ich erkenne nicht wirklich, wer da steht und glotzt, aber ich hab so eine Ahnung - schließlich hat Katja mich zweifelsfrei erkannt. Wenn man will, dass sich etwas unter den Frauen im Laden möglichst schnell herumspricht, dann muss man es einfach nur Katja sagen... :cool:

    Das Wasser ist warm, die Luft recht frisch - sie wird eher frieren als ich. Ich behalte recht. Irgendwann ist sie verschwunden. Sie hat eher gefroren als ich, aber, ganz ehrlich: mich fröstelt auch. Fünf Minuten Sauna noch zum Aufwärmen, und dann…

    Nein, ich hocke mich nicht in den Blauen Salon. Ich richte mich auf einem der Sofas am Pool wohnlich ein, hole mir Lesestoff aus dem Spind, Milchkaffee von der Bar und lasse es mir gutgehen. Vergnügt und mit mir zufrieden lasse ich mich von der schon recht tiefstehenden Sonne wärmen und vertiefe mich in die Abenteuer von Jim Holden und seiner Crew…

    Es stöckelt. Es stöckelt die Treppe hinunter. Ich muss den Kopf nicht heben, ich weiß auch so, wer da die Treppe hinabsteigt. Schon steht sie vor mir. Ich blinzele gegen die Sonne an. Bald wird sie über der Stadtautobahn untergehen.
    „Du lebst ja auch noch!“

    Die halb leergetrunkene Kaffeetasse ist rasch beiseite geräumt: *Bitte, setz Dich!* Wir reden ein bisschen. Ich spüre keine Wiedersehensfreude bei ihr, und ich selbst fühle nichts. Ich höre in mich hinein, während sie erzählt: Nein, da ist nichts, was piekt oder schmerzt, da sind auch keine Schmetterlinge. Es ist zu viel geschehen. Es ist zu viel Zeit vergangen.

    Sie ist sorgsam auf Distanz bedacht. Sie will mich nicht berühren. Aber einen Gast hätte sie dann schon ganz gern an der Angel.
    „Gehst Du heute auf Zimmer?“
    „Weiß ich noch nicht. Vielleicht, vielleicht auch nicht.“

    Das Gespräch versandet. Ich schau sie an, sie schaut geradeaus, irgendwo ins nirgendwo, zeigt mir ihr Profil. Doch, sie ist immer noch attraktiv und für mich auf seltsame Weise anziehend.
    „Wir sehen uns später.“
    „Mal sehen.“

    Ich schaue ihr nicht hinterher, als sie geht. Ihr Besuch bei mir, unser kurzes, eigentlich belangloses Gespräch hat etwas Seltsames in mir ausgelöst. Es ist, als wäre ein Knoten aufgegangen, einfach so, und ich würde die vielen losen Enden plötzlich greifen und neu sortieren können.

    Ich bin jetzt immun, heute, für immer. Ginge ich mit ihr auf Zimmer - ich würde mich nicht neu infizieren. Doch sie hat gerade einen Gast geschnappt, stelle ich fest, als ich nach einem weiteren Milchkaffee draußen im Sonnenschein ins Dämmerlicht des Blauen Salons schlendere. Wenn das so ist, dann ist das so…

    Doch da sind noch andere lose Enden, die sich neu sortieren. Ich gehe nach vorn zur Rezi, frage, ob ich schnell mal ans Auto kann - könnte ja sein, dass die alten Regeln nicht mehr gelten. Aber nein, die alten Regeln gelten noch. Im Auto liegt mein Nuttenhandy, und rasch tippe ich eine SMS:

    Du hast das erste Mal meinen Namen benutzt. Ich habe keine Lust, noch eine lange Mail zu schreiben. Es ist nicht leicht mit Dir.

    Die SMS ist für Danuta. Ich zögere einen Moment, dann tippe ich eine zweite Nachricht:

    Die Antwort ist: Ja.

    Ich verstaue das Nuttenhandy in der kleinen Box unter der Armlehne, lehne mich zurück, schließe die Augen. Mein Puls beruhigt sich. Ich sehe sie vor mir, ihre Figur umflossen von Licht, ihr Gesicht ein sonnenumgloster Schatten.

    I'll see you in the sunlight.
    I'll hear your voice everywhere.
    I'll run to tenderly hold you
    but darling you won't be there.

    I don't want to say goodbye, for the summer,
    knowing the love we'll miss.
    Oh, let us make a pledge to meet in September
    and seal it with a kiss.

    Es ist September. Wir haben uns tatsächlich noch einmal getroffen. Das Versprechen, was wir uns im Mai gegeben haben, irgendwie... wir haben es gehalten. Falsch: *Ich* habe es gehalten. Meinen Teil der Abmachung habe ich erfüllt. Mehr gibt es nicht zu tun.


    Die losen Enden sortieren sich neu. Ich kehre zurück ins Haus, mit mir im Reinen.

    *** Ende ***
     
  5. Wolli

    Wolli Volkstribun

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    Eine sehr schöne Story geht zu Ende.
    Ich habe die einzelnen Posts immer gerne gelesen!

    Gruß Wolli,
    für den Berlin für einen Kurztrip einfach zu weit weg ist.
     
    PargeLenis gefällt das.
  6. Ninja-Robert

    Ninja-Robert Senator

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    Halt, das Ja bedeutet, er trifft sich und die Story geht weiter :)
     
  7. PargeLenis

    PargeLenis Legionär

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    Nein er hat "***Ende***" geschrieben...
     
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