Kopftuchmädchen contra Minirockmädchen Zwei Frauen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund duellieren sich. Eine Berliner Türkin gegen eine Reinickendorfer Ur-Berlinerin. Isch gegen Icke. Kopftuch- contra Minirockmädchen. Ein Wettkampf auf Schwanzhöhe. Wer hat die erotischere Ausstrahlung? Wer versteht sich besser im Umgang mit geilen Männern? Wer kann in zehn Minuten mehr Erektionen zum Ejakulieren zwingen? Für meine vollzeitberufstätige Spritzfreundin, die in ihrer Freizeit zielstrebig ihre eigenen skurrilen Sexideen verwirklicht, musste ich wieder meine Berliner Bukkakegruppe aktivieren. Das habe ich gern gemacht. Und meine Herrengruppe stockte am Telefon der Atem, als ich ihnen vom heutigen Konkurrenz-Spritzen Türkei gegen Deutschland erzählte. Männer lieben Sex. Und Männer lieben Wettkämpfe. Heute wird beides vereint. Die berlinernde Türkin Aische H versteckt ihre dauergewellten langen Haare tatsächlich unter einem Kopftuch, hingegen hat sich meine Spritzfreundin einen Minirock aus Jeansstoff angezogen. Die Vorurteile müssen schließlich gepflegt werden. Mir wird die große Ehre zu teil schon eine Stunde vorm Eventbeginn die Wohnung zu betreten, den Beiden beim Umziehen zuzusehen und ihre Begeisterung auf das nun Kommende in vollen Zügen zu genießen. Aische H. und meine Spritzfreundin hüllen sich in weiße Bademäntel, unter denen sie nichts bzw. einen Minirock tragen, trinken mit mir einen Kaffee und plappern sich vor Aufregung den Mund fusselig. Es klingelt. Nach und nach treffen die Mitglieder meiner Bukkakegruppe ein. Sie werden von jeder Frau mit Küsschen und einem vorfreudigen Hopsen begrüßt, sodass sich ihre Begeisterung in Sekundenbruchteilen auf jedes männliche Wesen überträgt. Wir, dass heißt die vollzählige Herrengruppe, ziehen uns aus, belagern jeder für kurze Zeit das WC zur Säuberung der Intimregion und die Damen maulen schon leicht aus dem Wohnzimmer warum das denn so lange dauert. „Manno, ich dachte immer, Frauen brauchen so lange im Bad.“ Wir werden gebeten uns im Kreis um sie herum aufzustellen. Aische H. und meine Spritzfreundin sitzen im Schneidersitz auf dem Fußboden und haben jeweils eine Tube vor sich zu liegen. „Wir makkiern eusch mit nem Punkt aufm Bauch, damit isch wees, det isch dir jeschafft hab. Keene Angst, is Lebensmittelfarbe. Könnta danach abwaschen. Allet klar? Oder hat noch eener Frajen?“ „Was gewinnt eigentlich diejenige von euch, die mehr Orgasmen erlutscht?“ – „Du, eure Antrittsgage von 14 x 20,00 Euro liegt im Jackpot und wer von uns gewinnt kriegt alles. Die Verliererin hat also für nüscht und wieder nüscht geblasen.“ Ich werde gebeten, die Eieruhr auf der Wohnzimmeranrichte im Uhrzeigersinn bis sechzig zu drehen, dann auf zehn einzustellen und die CD zu starten. Amy Winehouse singt durchaus passend zur Situation: „You know I’m no good“. Aische ergreift flugs Rudis Versteifung, Deutschland nimmt sich Stephan zur Brust, was sich als die deutlich bessere Wahl erweist. Rudi ist der einzige Mann der Runde, der nicht als Schnellspritzer zu bezeichnen ist. Tja, Pech gehabt. In den ersten Minuten erbläst sich so Germany einen zwei-zu-null-Vorsprung. Allerdings landet Stephans Fontäne teilweise in ihrem Auge, wofür er sich gleich rührend entschuldigt. Aber für Entschuldigungen ist jetzt wahrlich keine Zeit. The show must go on. Meine Spritzfreundin macht sich über meine Königsstellung her, die ich bereits in aufopferungsvoller Eigenregie vorbearbeitete, sodass ihr schnell ein Kreis in Lebensmittelfarbe um meinen Bauchnabel sicher ist. Das Wettkampfspritzen macht doch ganz schön Stress, sodass ich meine schleimige Kapitulation vor der mündlichen Raffinesse meiner Spritzfreundin wenig zu genießen verstehe. Aische lässt Rudi endlich links stehen und kümmert sich um ejakulationsfreudigere Schwänze. Und endlich gelingt auch ihr ein Schuss. Aktueller Spielstand: eins zu vier. Aische will nun mit Gewalt und Schnelligkeit aufholen, nimmt sich gleich drei Schwänze auf einmal vor und erreicht damit genau die gegenteilige Wirkung. Meine Spritzfreundin, im Gefühl des sicheren Sieges, johlt schon herum – eine Art psychische Kriegsführung, wie sie in ihrer demütigenden Gemeinheit wohl nur Frauen drauf haben. Als sich daraufhin ein Spritzkollege, der auch zunächst etwas Schwierigkeiten hat sich unter Zeitdruck zu entspannen, zum weißen Finale kommt, sabbert es aus ihr heraus: „Mein Fünfter, mein Fünfter. Germany, next Schwanz, bitte!“ Aische laufen die Tränen vor Zorn übers Gesicht. Ihre Handarbeit wird jetzt ruppiger, sie schaut nicht mehr den Männern in die Augen, um sie heiß zu machen, sondern visiert jetzt voller Hass ihre Gegnerin an. Es dauert noch zwei Ejakulationen, dann bricht aus Aische die ganze Wut über diesen einseitigen Spielstand heraus. Sie bricht ihre Bemühungen am Mann ab und schreit meine Spritzfreundin an: „du Schlampe, voll krass unfair.“ Die Tragik der Situation hat von Außen betrachtet durchaus was Komisches. Nackte, erigierte Männer versuchen zwei Frauen, die etwas unkoordiniert aufeinander einboxen auseinander zu bringen. Das gelingt genauso schnell, wie jede erotische Stimmung verfliegt. Aische schließt sich im Bad ein. Und irgendwie ist jetzt keinem mehr nach Party. Bemerkenswerter Weise beschwert sich niemand, alle sind nur noch vom Wunsch beseelt, hier möglichst schnell raus zu kommen. Die Männer suchen ihren Kleiderhaufen, ziehen sich in Rekordgeschwindigkeit an und verlassen die Duellantinnen ohne ein Wort des Abschiedes. Als ich mit meiner Spritzfreundin alleine in ihrem Wohnzimmer stehe, fällt sie mir gequält lächelnd in die Arme. „Ich hab es mir so witzig vorgestellt …“ Es wurde noch ein langer Abend. Die beiden Frauen haben sich unter meiner Moderation lange ausgesprochen. Die Einnahmen sind schwesterlich geteilt worden. Ein Erlebnis, das ich beim Nachhausefahren noch unangenehm in meinen vibrierenden Knien spüre. Hintergrundmusik http://www.youtube.com/watch?v=HKYOq9vDHRU An Kontaktinformationen ist sicherlich niemand interessiert.