VS –Vertraulich. Nur dem chinesischen Sportminister Do-Ping und dem zweiundneunzigfachen Tour D’Trance-Sieger Lance Arschstrong vorlegen. Als Amateur-Rennradler gibt es im Grunde zwei Probleme: a: Wie komme ich hoch? und b: Kann ich im Zielsprint ordentlich reinhalten? Nachdem Dr. Eufemistico Fuego verhaftet wurde und auch die Freiburger Universitäts-Phärisäer nicht mehr zur Verfügung stehen, blieb mir zur Wettkampf-Vorbereitung nur noch die M%Ms (Massage und Mehr) in Hennef. An diesem Ort gelten noch die Grundsätze Jahrhundertealter Rennrad-Methodik. Leicht modernisiert wurde der Spruch „Quäl dich, du Sau“ in „Ich quäl dich, du Stier“. Supermodern der neue Ansatz, ausschließlich weibliche Pfleger einzusetzen. Es wurde hart, ganz hart. Eine komplette Bergetappe wurde simuliert, Berg an Berg reihte sich wie eine Perlenschnur und das Ende würde schrecklich sein. Ein kurzes „Helm ab zum Gebet“ und rein in die gute Stube. Locker bleiben, immer locker bleiben, es begann vielversprechend. Doch dann kam ich um die Kurve und direkt vor mir lag der Col de la Babsi. Da war er, der Venus-Hügel, von dem Hobby-Fahrer immer träumen und doch nie bewältigen. Elf Kilometer, durchschnittliche Steigung acht Prozent. Hier zeigte sich, ob ich die vierhundert Watt Dauerleistung bringe, oder nicht. Eins muß jedem klar sein, mit Mineralwasser allein ist so was nicht zu schaffen, ein Trikot der Geröllheimer-Mannschaft (im Volksmund auch Gerolsteiner genannt) reicht da bei weitem nicht. Hastig nahm ich reichlich Koffein zu mir, inhalierte mein Cortison-Spray (alles mit ärztlichem Attest meiner Hausärztin Dr. Anna Bolika), während Babsi bereits die Wachstumshormone verabreichte. An einer Stelle, an der kein Doping-Fahnder nachsehen würde. Die Wirkstoffkombination führte zu einem vermehrten Ausstoß an Testosteron und prompt entfaltete sich purer Leistungswille. Ein erster Ausreißversuch wurde von Babsi beendet, man fand sich in einem Behandlungszimmer wieder, wobei ich rasch in eine ziemlich ausweglose Position geriet. Der Col de la Babsi forderte seine Opfer, erst später erkannte ich, auf welche Weise. Tatsächlich wurde mir hier (erst zum zweiten Mal in meinem Leben) ein Knutschfleck auf die Eichel gestanzt, was für einige Tage die Zeitfahr-Position unmöglich machte. Die Bergpunkte wurden dennoch planmäßig eingefahren, jedoch keine Zeit für Entspannung gefunden. Die nächste Herausforderung bestand in einem belgischen Kreisel, der sich bei näherer Betrachtung als holländische Kopfsteinpfasterstrecke herausstellte. Die Mauer von Geraardsbergen wurde von der Muur van Mara simuliert. Hier war Radbeherrschung und allgemeine Athletik gefragt. Fahren am Anschlag, wenn dir das Blut in die Augen steigt, der Atem wegbleibt und du dennoch gleichzeitig ständig hochpräzise Fahrmanöver machen musst, während es dich durchrüttelt und deine Konzentration keine Sekunde nachlassen darf. Wenn das geschafft ist, weißt du, dass du zu einer kleinen Elite Auserwählter gehörst. Doch das Rennen war noch nicht zu Ende. Nach kurzer Abfahrt wartete das Dach der Tour auf mich. Katja, das L'Alpe d'Huez des Rheinlandes. Das Hormon HGH wird benutzt, um Kraft zu tanken, es führt aber auch zu Verformungen des Körpers. Bei mir verformte Katja einen Teil meines Körpers so schnell, dass die Haut kaum noch mitkam. Durch den Schleier der Anstrengung meinte ich einen Basketball zu sehen, wo kurz zuvor noch mein Männlicher Degen müde herumpendelte. Kann aber auch an der eben gegessenen Halleluja-Zitrone (=Halluzination) liegen, mit Puls 192 hatte ich soeben meine Berst-Drehzahl erreicht. Dieser Berg flößt dir Respekt ein, hier kannst du nicht taktieren, hier geht es immer volle Pulle. Es dauerte ewig, und doch verging die Zeit wie im Flug, eben noch voller Anstrengung ließ ich den Berg hinter mir und rollte zu Tal. Viel trinken, ein Power-Gel, schnell noch eine Insulin-Spritze, ein Hormon-Cocktail, ein paar Amphetamine und weiter in wilder Jagd. Der letzte Anstieg für heute: Col de la Madeleine, eigentlich Col de la Tatjana. Hier nun, nach sechstausend Höhenmetern und unendlicher Qual musste die Kraft her für eine Zielsprint. In den letzten Serpentinen die Ideallinie finden, eine gute Ausgangsposition erkämpfen, gegen die drohende Bewusstlosigkeit ein Lied pfeifen, oder die Landschaft genießen, und dann los. Lenker unten – Kette rechts, hundertzwanzig Umdrehungen, nicht zu früh aus dem Windschatten gehen, die letzten hundert Meter, Panther-Sprung – und durch. Sieg! Erstaunlich, was Kondome heutzutage leisten. Mögen die Kommentatoren noch so laut ihre Zweifel äußern, woher diese sagenhafte Leistung kam, ich sage immer: Gedopt hat nur der, der erwischt wird. Überhaupt: ich habe niemanden betrogen. Die anderen nehmen dasselbe Zeug, kaufen beim selben Dealer, was kann ich dafür, dass es bei mir so gut wirkt? So nahm ich denn das gelbe Trikot, schrieb ein paar Autogramme, schüttelte den Offiziellen die Hand und ging im Hochgefühl meines Erfolges meiner Wege. Morgen eine Flachetappe und dann in die Pyrenäen. Bis dann, ihr Spaziergänger.
ROFL es ist immer wieder genial, was du da aus der feder qutschst. da ist nicht erstaunlich, was die kondome leisten, es ist erstaunlich, was man hier zu lesen bekommt.
Klasse Klasse, dieser Bericht, einfach genial :groehl Und nur der, der selbst schon diese härteste Prüfung für alle Sport-Amateure selbst mitgemacht hat, kann mitreden ... Fkk-Fan, der gestern auch den Col de la Babsi, sowie die Doppelprüfung Col de la Anna et Svenja meistern mußte ... und dann letztlich auch das gelbe Trikot erreicht hat ...
super .... :groehl :groehl :groehl :groehl leider bin ich vor limburg auf der a3 hängen geblieben und habe nicht mal den elzer berg geschafft, geschweige denn die anspruchsvollen hofianer etappen
Einfache Faustregel: Es kostet 1000 Euros (zusätzlich), um 1 Kilo Radgewicht einzusparen, aber 9 Kilo Süßigkeiten, um ein Kilo Körpergewicht aufzubauen.
Endlich mal wieder ein Bericht von Dir. Hatte schon Babsi gefragt, ob sie für Dich keine Inspiration mehr wäre. Bei den 3 erstgenannten Etappen würde ich wohl in der Sprintwertung vorne mit dabei sein
Gegendarstellung (soeben eingegangen aus der tiefsten Schweiz) Grüezi mitenand (wer´s kann in Schwyzerdütsch lesen) Unter Mithilfe der hoch qualifizierten Berater eines ursprünglich aus fiskalischen Gründen in die Schweiz emigrierten bekannten Tour de Lance äh France Gewinners aus Deutschland, wird hiermit allen Dopingvorwürfen im, am und um den Schieferhof energisch entgegen getreten. Wie er (Tourgewinner) über seine neue italienische Anwältin Frau Dr. jur. Eloquentia Dementi jetzt erklären lies, läge nunmehr ein Gutachten des renommierten Schweizer Sportmediziners Prof. Dr. Dr. h .c. mult. Hämo Globin (Direktor des Instituts für neuzeitliche Methoden der Leistungssteigerung an der ETH Zürich) vor, welches in überzeugender Art und Weise Doping im Radsport für völlig unmöglich erklärt und als eine Erfindung unausgelasteter Sportredakteure entlarvt. Im Übrigen hat der besagte Tour de France Gewinner eidesstattlich versichert, dass er niemals selbst mit Dopingmitteln unmittelbar in Berührung gekommen sei. Ergänzend möchte er hiermit –quasi im Schulterschluss mit seinen vorgenannten Beratern- ganz neue Formen der Eidgenossenschaft etablieren. Zu möglichen Dopingvorwürfen im Zusammenhang mit den sportlichen Aktivitäten Schieferhof wird daher entschieden erklärt: 1. Solange kein Leichenwagen vorfährt, gilt die Unschuldsvermutung. 2. Jeder Berg wird ohne Doping erklommen, wenn auch schon der eine oder andere Akteur kurz vor dem Ziel nach einem Sauerstoffzelt gelechzt hat. 3. Jede noch so bedrohlich steile Abfahrt in glitschige Grotten und Schluchten wird bei höchster Konzentration ohne Aufputschmittel mit virtuoser Steuerkunst gemeistert. Adé mitenand Cosimo