Ja, ich gehöre auch zu denen, welche die Zeitumstellung gar nicht mögen und so ist es kein Wunder, daß die Anfahrt zum Osthafen etwas verspätet erfolgte, auch wenn es vorher außer dem morgendlichen Klarschiffmachen eigentlich nichts zu tun gab. Auf dem Parkplatz vor der Hafenmeisterei konnte ich dann schon sehen, wunderbar, ein paar wichtige Gehilfen sind auch schon eingetroffen. Nach dem Uniformieren zum Verpflegungsbunkern geschritten (die Binnenländer nennen das Frühstück) und dort auf die Jacht Sandy/Cindy die unter deutscher Flagge segelt gestoßen, deren Crew eine sehr offenes und kontaktfreudiges Wesen an den Tag legte. Sie ist den FKen wie ich gelesen habe bestens bekannt. Nach Abschluß der Ladetätigkeit im Spabereich mit den Amtskollegen die Sachlage und das weitere Vorgehen besprochen und abgestimmt. So blieb es nicht aus, daß beim anschließenden Schlabbern an der Theke der Jacht der erste Lotsendienst des Tages angeboten wurde. Leichte und angenehme Arbeit, wie ich auf Grund der Berichte anderer FKen schon erwartet hatte, war alles an Bord von höchster Professionalität gekennzeichnet. Das soll nicht abwertend sondern wirklich anerkennend sein. Die Justiertätigkeiten und das abarbeiten der GF6-Checkliste wurden mit kräftigen Stößen aus dem Nebelhorn abgeschlossen, sorry, das war die Kabine im Spabereich, das Fenster offen und davor lagen Folks in der Sonne. Ich konnte mit dem guten Gefühl von Bord gehen, daß man sich hier wohlfühlt, auch wenn man den Kahn nur als Gast betritt. Für die exquisite Einhaltung der nautischen Standards wurde eine Anerkennung von 3 CE überreicht. Der im Laufe des Tages nicht enden wollende Besucherstrom - soweit ich den beobachten konnte - bestätigte die Übereinstimmung mit anderen Prüfern. Klar, danach war wieder Wellneß angesagt, das Alter verlangt seine Schuldigkeit. Beim unvermeidlichen Auffüllen der Ballasttanks an der Theke blieb, bei geringer Liegedichte an der Mole natürlich eines nicht aus, der Kontakt mit dem MS Vivian von der ungarischen Donauflotte. Das schöne Wetter hatte wohl auch hier beim Käptn für gute Laune gesorgt und voller Stolz wurde mir das neue Besteck zur Lagebestimmung vorgeführt. Ein String führte von der Heckspalte zum Bug und endete daselbst in einem kleinen Triangel, dessen beide oberen Enden durch dünne Seile an der umlaufenden Reling in Position gehalten wurden. Aus dem Triangel strahlte einem das Sternzeichen der "Langen Semmel" entgegen - jugendlich, wie gerade nach dem Urknall. Also auch hier rauf auf die Brücke, man kennt sich, insofern nix Neues aber auch hier war das Gesamtbild, zugegebenermaßen unerwartet, überdurchschnittlich. Das verdient dann schon eine Anerkennung in diesem Fall von 2 CE, die freundliche Bemühung sollte belohnt werden. Inzwischen war aufgebackt und natürlich muß man auch dem Smutje Anerkennung zollen, am besten dadurch, daß man in aller Ruhe aber nachhaltig zuschlägt. Dazwischen ein paar Wanderungen über die diversen Decks, damit sich der Panseninhalt zusammenrüttelt, machte bei dem Wetter auch Spaß, dabei Schwätzchen hier und Schwätzchen da mit der Stammfrauschaft......wunderbar. Aber die Arbeit mußte ja weitergehen, an der Außenmole hatte ich schon das MS Emy gesehen, das wie Ihr ja wißt für die DomRep ausgflaggt ist. Der Signalmaat gab mir zu verstehen, daß der Lotse an Bord gewünscht wird. Na dann. Macht man gerne, denn die Gastfreundschaft auf diesem karibischen Vollschiff ist schon etwas Besonderes. Genaue Ansagen an den Lotsen erleichtern die Arbeit zum beiderseitigen Vorteil, ganz locker geht es zu und man genießt die kleinen Snacks und Knabbereien, die einem nebenbei angeboten werden. Hervorheben möchte ich die unvergleichliche Auster, die man immer wieder gerne schlürft. Richtig gepflegt und in aller Ruhe konnte man das Zweigängemenü genießen, wobei es vor der Pause zwischen den Gängen und nach dem Dessert fröhliche Gesänge zu hören gab, die zwar nicht so gelungen waren wie die von Santiano, aber glaubt mir, umso gewaltiger. Auch hier, der Kahn super-top-in-Ordnung, dafür und für die exorbitante karibische Gastfreundschaft gab es 5 CE nebst virtueller Dankesurkunde. Jetzt mußte mit den Arbeitskollegen noch einmal Verpflegung nachgefaßt werden, man tauscht auch Erfahrungen aus, danach wieder lockeres Ausschütteln der müden Knochen nebst Kontaktpflege mit mehreren Vertreterinnen der Nachtschicht. Ein paar lautstarke Italeiner hatten sich nebst mehreren Krawattis, wohl von der Messe, eingefunden, verliefen sich dann aber wieder. Wonniglich flezte der Lotse im Jakuzzi, es hatte schon 4 Glasen geschlagen, längst war Ruhe über dem Himmel Frankfurts eingekehrt. Auch der Spabereich hatte sich geleert. Da näherte sich nocheinmal MS Emy und legte im Planschbecken an. Es blieb nicht aus, daß das Sehrohr ausgefahren wurde und sich in den sprudelnden Wassermassen unglaubliche Dinge - Sodom und Gormorrha sag' i nur - abspielten. Verflucht, mir blieb doch glatt nix anderes übrig, als hinter meiner Flagge [/URL][/IMG] noch einmal ins Trockendock zu eilen. Emy meinte, daß das Nebelhorn noch nicht ausreichend geprüft worden sei und daß dies jetzt dringend noch nachgeholt werden müßte. solange die Hafenmeisterei noch geöffnet hatte. I tried, to do my very best. Noch einmal ordentlich geschraubt und gemacht und dann ertönte ein langanhaltendes Signal mit geschätzt 140 db/A, so etwas war mir noch nicht untergekommen. Und, incredibile dictu, auch dem Lotsen wurde noch einmal intensive Freude bereitet, sodaß zum Abschluß "Kommandant verläßt Boot" gepfiffen wurde. Alles bestens, wurde mit dem ersten Vogelzwitschern die Heimfahrt angetreten und um diesbezüglichen Fragen zuvor zu kommen, nein, ich bin nicht mehr in's BHV gefahren. Nach soviel Manövrieren waren die Treibstoffbunker von angenehmer Leere. In diesem Zustand seid gegrüßt von Eurem faun, der seine Schweineäuglein wieder aufgeschlagen hat und allen Mast- und Schotbruch wünscht..